Mangelernährung

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Mangelernähurng 


Das Thema „Krankheit und Ernährung“ kann man aus zwei Blickwinkeln betrachten. Fehlernährung, die zu einer Krankheit führt und dann mit spezieller Ernährung zu behandeln ist. Oder die Grunderkrankung, die eine spezielle Ernährung erfordert. Beide Sichtweisen sollten den Blick für die Entstehung einer Mangelernährung schärfen. Mangelernährung geht einher mit einem Defizit an Energie, Proteinen und/ oder Vitaminen und Mineralstoffen. Dabei hat die Mangelernährung eine Auswirkung auf die Therapie der Grunderkrankung. Aus diesem Grund kommt dem Erkennen (Screening) der Mangelernährung eine so hohe Bedeutung zu. 

 

Ernährungsrelevante Erkrankungen


Die Ernährungshinweise von Visible Nutrition zu den Krankheiten basieren auf den Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften. - Mangelernährung - Onkologie - Dekubitus - Darmerkrankungen - Malassimilation - Leitlinien enterale Ernährung und parenterale Ernährung.

Bei der Therapie von Mangelernährung geht es zum einen darum die Grunderkrankung zu behandeln und zum anderen den Körper mit abgestimmter Zufuhr an Nähr- und Vitalstoffen wieder aufzubauen. Alle oben genannten Krankheiten stehen für sich als Indikator für eine potentielle Mangelernährung.  

 


 

 

Definition von Mangelernährung 

Mangelernährung entsteht, wenn eine andauernde Unterversorgung an Nähr- oder Vitalstoffen vorliegt. Die Fehlernährung schlägt sich auf den Ernährungsstatus des Betroffenen nieder. Der Ernährungszustand verschlechtert sich und es treten erste sichtbare Anzeichen auf, dann spricht man von Mangelernährung. Nach der Definition der DGEM wir die Unterernährung von der Fehlernährung abgegrenzt. 

1. Unterernährung  

– reduzierte Fettmasse --> reduziertes Gewicht – Klassifikation über BMI

bmi werte

Ausgenommen aus der Klassifikation sind sehr sportliche Menschen (z.B. Bodybilder, Gewichtheber) oder Menschen mit Ödemen, sowie Schwangere und Kinder. 



2. Mangelernährung 

- Eiweißmangel (reduzierte Muskelmasse und/ oder verringerter Albuminspiegel) 

- spezifischer Vitalstoffmangel (Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Wasser) 

- Krankheitsassoziierter signifikanter Gewichtsverlust 

 

   signifikanter gewichtsverlust

 


 

 

Risikofaktoren der Mangelernährung 

Risikofaktoren sind ...

Krankheitsbedingte Veränderungen

- Erbrechen, Diarrhoe
- Medikamentenkonsum
- Kau- und Schluckbeschwerden 
- chronische Erkrankungen
- Immobilität, Hilfebedarf

Soziologische/ ökonomische Aspekte

- Kulturelle Verzehrsgewohnheiten 
- Infrastruktur, Wohnsituation 
- Altersarmut 
- Verlust des Partners

Je mehr Faktoren zusammentreffen, desto eher wird eine Fehlernährung entstehen. Die Mangelernährung wirkt sich dann wie ein Teufelskreis aus. 

 


 

 

Teufelskreis der Mangelernährung 

 

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Der Teufelskreis der Mangelernährung beginnt mit Lustlosigkeit zu essen. Diese führt dazu, dass die verzehrten Nahrungsmengen geringer ausfallen, so das die Nährstoffbilanz gestört ist. Der Bedarf an Nähr-/ Vitalstoffen ist größer als die Aufnahme. Der Körperspeicher an Nahr-/Vitalsoffen wird gelehrt, woraus sich manifeste Symptome wie z.B. der Körpergewichtsverlust ausbildet. Dieser Verfall führt dazu, dass Krankheiten schneller und heftiger auftreten. Wer krank ist, hat fast immer einen höheren Energie- und Eiweißbedarf. Diese Diskrepanz lässt den Teufelskreis richtig in Schwung kommen. Mangelernährung wird zum therapeutischen Problem. 

 
 

 

 

Auswirkung

Die Mangelernährung wirkt sich auf den Körper des Menschen aus, indem die Körperkompartimente an Gewicht verlieren. Am deutlichsten lässt sich die Auswirkungen der Fehlernährung an den Zahlenwerten, modifiziert nach Passmor (1986), darstellen. Cafe: Onkologisch induzierte Mangelernährung verläuft anders und wird später erläutert. 

 

gewichtsverlust naehrstoffe 

 

Ist die Aufnahme geringer als der Bedarf an Energie und Eiweiß, greift der Körper auf seine Speicher zurück. Als Energiespeicher haben wir in guten Zeiten Fettdepots angelegt. Der menschliche Körper hat aber keinen Eiweißspeicher. Es gibt 300 g verfügbarer Aminosäurepool und ggf. etwas Albuminpuffer.

 


 

 

Stoffwechsel bei Mangelernährung 

Was geschieht konkret bei der energetischen Mangelernährung


1. Die Kohlenhydratspeicher werden geleert (300g in Muskulatur u. Leber). 


2. Die Proteine der Muskeln (Glykoproteine) werden abgebaut und zur Energiegewinnung herangezogen, was an der erhöhten N-Ausscheidung im Urin nachgewiesen werden kann. Die Ausnutzung der Muskeleiweiße ist in den ersten Tagen hoch und verringert sich bis auf ein Minimum. Diese biochemische Stoffwechseländerung dauert ca. 28 Tage. Die freien Amionsäuren im Blut (ca. 350g) werden konstant gehalten. Das Albumin im Blut wird zuerst nur gering energetisch verwertet und in der kritischen Phase (Endstadium) der Mangelernährung als vollwertige Energiequelle genutzt. Aminosäuren werden für die gesteigerte Funktion des Immunsystems benötigt (kurze Halbwertzeiten)


3. Parallel zu der Kohlenhydrat- und Proteinverwertung wird die energetische Verwertung der Fette aufgebaut. Nach ca. 28 Tagen wird die benötigte Energie aus den freigesetzten Fettsäuren bereitgestellt. Der Köper des Menschen ist auf den Hungerstoffwechsel eingestellt.  Im Blutbild lässt sich der Anstieg der Fettsäuren und die daraus hergestellten Ketonkörper nachweisen. Ketonkörper werden vom Gehirn als Glucoseersatz verstoffwechselt. 


4. Im Hungerstoffwechsel der Mangelernährung stellt der Körper unnütze Stoffwechselzyklen ein und fährt damit den Grundumsatz herunter. Energiesparen wird überlebenswichtig.


5. Mit dem Verlust an Körperzellen geht ein Verlust an Vitaminen und Mineralstoffen einher. Der limitierende Mineralstoff in dieser Situation ist Phosphor (Refeeding Syndrom). 


6. Mit dem Verlust an Körperzellen geht der Verlust an intrazellulärem Wasser einher. 

 


 

 

Refeeding Syndrom bei Mangelernährung

Der limitierende Mineralstoff beim Refeeding Syndrom ist Phosphor und Kalium. Phosphor wird unter anderem für die Phosphorylierung der Glycose und für die Adenosin-Tri-Phosphat Synthese benötigt. Bei mangelernährten Patienten geht der Verlust an Körperzellmasse mit einem Verlust an Phosphor einher. Kommt es bei einem mangelernährten Patienten zur Aufnahme von Glycose steigt der Bedarf an Phosphor sprunghaft an. Der Körper will die Glycose energetisch verwerten. Demgegenüber steht die verminderte Verfügbarkeit des Phosphors. Diese Diskrepanz der Verfügbarkeit kann zu schweren respiratorischen und/ oder hämatologischen Komplikationen führen, was mit dem klinischen Bild des Refeeding Syndroms benannt ist.

Bei Phosphor ist es schwierig die Körperkonzentration abzuschätzen. Phosphor kommt vor allem intrazellulär vor. Selbst wenn die Serumkonzentration im Normalbereich liegt, kann die intrazelluläre Konzentration bereits vermindert sein.Wie bei Phosphor kann es auch bei Kalium- oder Magnesiummangel zu einem Refeeding Syndrom kommen. Das Refeeding Syndrom ist damit nicht ausschließlich auf Phosphor beschränkt.

Das Refeeding Syndrom kann auch bei Vitaminmangel zum Tragen kommen. Die Thiaminspeicher leeren sich bei Körpergewichtsverlust sehr schnell. Bei Wiederaufnahme von großen Mengen an Glycose steigt der Bedarf sprunghaft an. Thiamin wird als Co Faktor bei der energetischen Verwertung von Glycose benötigt. Thiamin ist für die Überführung des Pyrovats zu Acetyl CoA erforderlich und für das Einschleusen der Ketonkörper in den Zitratzyklus.

 


 

 

Symptome der Mangelernährung

Das Auftreten und die Ausprägung klinischer Symptome ist in der Regel ein schleichender Prozess. Durch eine unzureichende Aufnahme von Nahrung kommt es zu einer Reduktion der körpereigenen Nährstoffspeicher einhergehend mit biochemischen Veränderungen. Als Folge tritt ein subklinischer Nährstoffmangel auf, der meist nicht von spezifischen Symptomen begleitet wird. Diese unspezifischen Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit usw. werden meist nicht mit einer Mangel- oder Fehlernährung in Verbindung gebracht.

Eine Mangelernährung wird oftmals erst erkannt, wenn der sichtbare Teil von Symptomen - ein Gewichtsverlust - in Erscheinung tritt. In diesem Stadium handelt es sich um einen klinisch relevanten Nährstoffmangel mit spezifischen Symptomen wie Einschränkung der Mobilität durch Abbau der Muskelmasse, Schwächung der Immunabwehr durch Abnahme der Lymphozytenzahl. Nachfolgende Auflistung bringen Symptome mit Nähr-/ Vitalstoffen in Verbindung.

 

symptome naehrstoffmangel

Cave: Ein einzelner Nährstoffmangel ist relativ selten. Am ehesten treten sie bei Eisen, Vitamin B12 und Folsäure auf. Einen einzelnen Nährstoffmangel zu diagnostizieren ist wegen der unspezifischen Symptome schwierig. Daraus folgt, dass eine spezifische Nährstofftherapie nur eingeleitet werden sollte, wenn ein eindeutiger Anamnesebefund vorliegt.

 


 

 

Körperliche Folgen der Mangelernährung 

Die Folgen einer Mangelernährung lassen sich am einfachsten darstellen, wenn sie auf die Organe des menschlichen Körpers bezogen werden. Die hier dargestellten Folgen der Mangelernährung beziehen sich auf eine verminderte Nahrungsaufnahme (Energie und Protein).

 

folgen mangel en